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Die GEMME

 

Dies ist kein Beitrag über ein altmodisches, in Vergessenheit geratenes Schmuckstück, sondern über eine junge spannende europäische Organisation: Die GEMME (Groupement Europeéne de Magistrats pour la Mediation) wurde am 19. Dezember 2003 gegründet und ist eine internationale Richterinitiative. Ihr Ziel ist es, die Idee der Mediation in der europäischen Richterschaft bekannt zu machen, ihre Anwendungsmöglichkeiten zu untersuchen und für die Erprobung und Einbeziehung in das gerichtliche Verfahren zu werben. Ein Gründungsbericht findet sich in der FamRZ 2004, S. 428. Die Vereinigung hat mittlerweile rund 250 Mitglieder aus mehreren europäischen Ländern: Rund 100 aus Frankreich, 80 aus Italien, 30 aus Belgien und einige portugiesische, spanische, holländische, englische und schweizer Kollegen. Aus Deutschland sind inzwischen rund ein Dutzend Kollegen beigetreten.

Anlässlich der Generalversammlung in Paris am 17. Dezember 2004 trafen sich deutsche Richterkollegen aus Berlin, Frankfurt, Stuttgart und (leider nur ich allein) aus Hamburg in Paris in einem Lokal im Quartier Latin mit dem bezeichnenden Namen L’époque und gründeten die deutsche Sektion der GEMME. Inzwischen fanden erste Treffen in Deutschland statt, u.a. am 04. Februar in Berlin, weitere sind geplant.

Anlässlich der Jahreshauptversammlung am 17. Dezember 2004 in Paris übernahm es die erst am Abend zuvor gegründete deutsche Sektion der GEMME, für das Jahr 2006 in Berlin einen Kongress über den Stand der gerichtsnahen Mediation in den Ländern der EU vorzubereiten. Diese Veranstaltung soll mit Teilnehmern aus möglichst allen EU-Ländern in der zweiten Maihälfte 2006 in Berlin stattfinden. Es gibt innerhalb Europas vielfältige Erfahrungen und Diskussionsansätze zu Thema „Justiz und Mediation“. Der sachliche und persönliche Austausch mit Kollegen aus europäischen Ländern wird sicher spannend und bereichernd sein.

Wie funktioniert die Kommunikation in einer solchen europäischen Organisation? Das ist dank der technischen Möglichkeiten heute kaum noch ein Problem. Alle Informationen werden per e-mail weiter verteilt. Dabei ist wegen des derzeitigen französisch-belgi­schen Übergewichts die Verhandlungssprache noch überwiegend französisch. Dank der Hilfe unseres inzwischen pensionierten Kollegen Christoph Strecker (ehemals Familienrichter in Stuttgart) werden auch alle wichtigen Informationen in deutscher Sprache verteilt. Je mehr Deutsche, Österreicher und Schweizer, aber auch Engländer und Skandinavier beitreten, wird auch Englisch und/oder Deutsch weitere Verhandlungssprache werden.

Die nächste Veranstaltung der GEMME ist ein von den italienischen Kollegen veranstaltetes Kolloqium am 24./25. Mai in Rom. Die deutsche Sektion trifft sich das nächste Mal in Teilen in Frankfurt am 12. März 2005 und zur Mitgliederversammlung am 16. April 2005 in Berlin. Wir freuen uns über Kollegen aus allen Gerichtszweigen, die der GEMME beitreten. Die deutsche Sektion kann eine Plattform sein auch für den Informationsaustausch über die innerhalb Deutschlands laufenden Projekte. Sie bietet aber vor allem auch die Gelegenheit die europaweiten Projekte mit zu gestalten. Ansprechpartner für alle weiteren Informationen ist

Christoph Strecker,

Rosenthalstr. 12, D – 70563 Stuttgart,

Tel: 0711/733552, Fax: 0711/7355802,

e-mail: c_strecker@t-online.de.

Weitere Berichte über die GEMME und deren Aktivitäten finden Sie auch auf der Homepage des Hamburgischen Richtervereins (www.richterverein.de). Machen Sie mit bei der GEMME. Für einen Jahresbeitrag von 60,-- € (das sind 5,-- € monatlich) erleben Sie hautnah europäische Rechtsentwicklung und können diese sogar aktiv mitgestalten.


Und was tut sich in Hamburg zu diesem Thema?

Hier fand am 19. Januar 2005 in der Grundbuchhalle eine Informationsveranstaltung des Landgerichts Hamburg statt. Dort berichtete der Kollege Wolfgang Scheibel aus seiner inzwischen über 2 jährigen Erfahrung als Richtermediator in Göttingen. Und wer Wolfgang Scheibel kennt und schon einmal erlebt hat, weiß, wie anschaulich und voller Begeisterung seine Berichte sind. Dementsprechend folgten die rund 50 Zuhörer aufmerksam seinem Beitrag und stellten zahlreiche interessierte Fragen. Dies zeigt, dass auch in Hamburg das Interesse und die Bereitschaft wächst, sich mit den Chancen und Möglichkeiten der Mediation im Rahmen von Gerichtsverfahren zu beschäftigen.

Angesichts der im letzten Jahr gestarteten Initiative aus Bayern und des demnächst vorliegenden Erfahrungsberichts über das Projekt Gerichtsnahe Mediation im Nachbarland Niedersachsen, von Initiativen in Berlin, Frankfurt und vielen anderen Städten wird es Hamburg sich nicht mehr lange leisten können, auf diesem Feld an die rechtsuchenden Bürger kein eigenes Angebot machen zu können. Dies gilt insbesondere für den lukrativen und renommierten Bereich der Handelssachen.

 

Sabine König