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Es ereigneten sich im Frühjahr 1992 nicht nur die Justiztage. Die Renovierung der Grundbuchhalle wurde am 5.5.1992 festlich begangen. Frau Senatorin Dr. Peschel-Gutzeit hob in ihrer Ansprache die Bedeutung eines solchen Kommunikationszentrums hervor. Oberbaudirektor Kossak hielt ein vielbeachtetes Grundsatzreferat zur Stadtentwicklung und kam auf die Notwendigkeit zurück, dem Sievekinpglatz wieder ein Gesicht zu geben. Der Vorsitzenden des Anwaltsvereines, Rechtsanwalt Rameken, streifte das Verhältnis zwischen Richterschaft und Anwälten, Kollege Jacobi berichtete launig über die Stolpersteine zum Ziel: Einer großzügien, hellen Halle, die Ausstellungsforum, Veranstaltungszentrum und Treffpunkt sein wird.

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In der Grundbuchhalle wird derzeit eine Fotoausstellung gezeigt, in der die Fotografin Werbinek ihre Sicht der Justiztage darstellt. Es können Bilder bestellt werden.

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Die Spendenaktion für die Ausstattung der Grundbuchhalle mit Möbeln und Zubehör hat bisher DM 51.000.- erbracht. Es fehlen noch ungefähr DM 6000.- . Die Restschuld hat sich erfreulich - wenn auch noch nicht ganz - verringert, sodaß Dr. Makowka, in dessen Namen die Bestellungen erfolgten, nicht mehr am Rande des finanziellen Ruins steht. Spenden, für die steuerlich absetzbare Quittungen erteilt werden, sind weiterhin willkommen.

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In der Reihe "Kultur und Justiz" hat am 31.8.1992 Rolf Lamprecht aus seinem Roman "Die Ehe des Richters Steuben oder die Anatomie einer Scheidung" gelesen. Das Sujet seines Romans: Ein Familienrichter scheitert in seiner Partnerschaft. Der Rechtsanwender muß sich in die Rolle des Rechtsunterworfenen fügen. Zwangsläufig verändert das Sein des Ehebankrotteurs auch das Bewußtsein des Eherichters. Wie immer bei Kultur und Justiz stammten Wein und Bücher von der Buchhandlung Mauke Söhne.

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Martin Walser liest am 9. September um 17 Uhr in der Grundbuchhalle aus seinem Roman "Die Verteidigung der Kindheit".

In der Auseinandersetzung zwischen Präsidialräten und Justizbehörde um den Umfang der Information der Präsidialräte scheint ein Burgfriede erzielt. Bestrebungen der Behörde, die Beteiligungsrechte der Präsidialräte einzuschränken, indem ausreichende Informationen verweigert werden, konnten durch Gespräche einstweilen abgewehrt werden. Ob dies in der Praxis Bestand hat, wird sich erweisen.

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Die Bemühungen der Projektgruppe "Mahnmal", ein Zeichen des Gedenkens an die Opfer der nationalsozialistischen Justiz auf dem Sievekingplatz und eine würdige Ausgestaltung des Platzes selbst zu erreichen, scheinen einen kleinen Schritt voran gekommen. An den bisherigen Gesprächen waren die Justizbehörde, die Kulturbehörde, die Umweltbehörde, die Baubehörde und das Bezirksamt Mitte beteiligt. Nun haben die Staatsräte der drei erstgenannten Behörden beschlossen, die notwendigen Mittel für den Haushalt 1994 einzuwerben und eine Fertigstellung im Jahre 1995, zum 50. Jahrestag des Endes nationalsozialistischer Herrschaft, anzustreben. (Die Projektgruppe wird sich nicht ermutigen lassen.)

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Das Strafjustizgebäude wurde vor 110 Jahren, am 30.9.1882, der Justiz übergeben. Von einer Einweihungsfeier sah man "der obwaltenden Umstände" wegen ab. Es ist mir bisher nicht gelungen herauszufinden, welches diese Umstände waren. Vielleicht kann jemand helfen?

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Der Redaktionsschluß für MHR 4/92 wird am 5. November sein. Die Redaktion beabsichtigt, MHR künftig regelmäßig erscheinen zu lassen, und zwar mit der Auslieferung der Deutschen Richterzeitung im Dezember, März, Juni und September.

K.W.